Bau von Ferienwohnungen auf Sylt untersagt

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Die Gemeindevertretung hat beschlossen, dass in zentralen Bereichen der Nordsee-Insel Sylt keine neuen Ferienwohnungen mehr gebaut werden dürfen. Diese Entscheidung wurde einstimmig getroffen und könnte Auswirkungen auf andere Gemeinden haben, die ähnliche Maßnahmen ergreifen wollen.

Beherbergungskonzept auf Sylt verbietet Errichtung von Ferienwohnungen

Sylter Stadtzentrum ohne neue Ferienwohnungen und Hotels durch verschärfte Beherbergungsrichtlinien. (Foto: AdobeStock - Marco2811 60988374)

Sylter Stadtzentrum ohne neue Ferienwohnungen und Hotels durch verschärfte Beherbergungsrichtlinien. (Foto: AdobeStock – Marco2811 60988374)

Die Gemeinde Sylt hat am Montagabend in einer parteiübergreifenden und einstimmigen Entscheidung ein Beherbergungskonzept und eine Umsetzungsstrategie genehmigt, die den Bau neuer Ferienwohnungen auf der Insel verbieten. Des Weiteren wird Dauerwohnraum für Insulaner verpflichtend festgelegt und der Kreis Nordfriesland wird Überprüfungen durchführen, um sicherzustellen, dass Wohnraum nur gemäß des Bebauungsplans genutzt wird. Eigentümer von Ferienwohnungen, die nicht baurechtlich genehmigt sind, werden aufgefordert, die Vermietung an Feriengäste einzustellen, was möglicherweise auch Auswirkungen auf bestehende Ferienwohnungen hat.

Sylter Ferienwohnungen vor Veränderungen und Herausforderungen

Die Gemeinde Sylt hat beschlossen, den Bestand an Ferienwohnungen zu erfassen und zu dokumentieren, um die Zulässigkeit jeder einzelnen Wohnung zu prüfen. Die Frage, was als Ferienwohnung gilt, ist komplex und wurde erst 2017 differenziert. Daher könnten diejenigen Wohnungen, die danach entstanden sind, anders bewertet werden. Die Umsetzungsstrategie sieht vor, dass jede Ferienwohnung auf ihre Zulässigkeit hin geprüft wird. Das Sylt Marketing geht davon aus, dass nur wenige Wohnungen aufgegeben werden müssen, aber falls dies geschehen sollte, könnte dies zu Unruhe führen.

Ohne Einwohner vor Ort geht es nicht: Bürgermeister von Sylt appelliert an alle

Mit dem Beherbergungskonzept wird die Anzahl der Gästebetten auf dem derzeitigen Stand begrenzt. Der Bürgermeister der Gemeinde Sylt, Nikolas Häckel (parteilos), betont das Ziel, die Ressourcen auf Sylt zu schützen und einen nachhaltigen Tourismus zu ermöglichen. Der Fokus liegt hierbei auf dem Dauerwohnen, da es wichtig ist, dass Menschen vor Ort leben und arbeiten, um eine lebendige Gemeinschaft zu bilden. So werden wichtige Berufsgruppen wie Feuerwehrleute, Pflegekräfte und Personen im Schichtdienst auf der Insel gehalten und tragen somit zu einer stabilen Infrastruktur bei.

Die Entstehung neuer Hotels auf Sylt wird in Zukunft eher die Ausnahme als die Regel sein. (Foto: AdobeStock - David 319044846)

Die Entstehung neuer Hotels auf Sylt wird in Zukunft eher die Ausnahme als die Regel sein. (Foto: AdobeStock – David 319044846)

Es ist nur erlaubt, ein Hotel zu bauen, wenn es einem Prüfraster unterzogen wurde und es ein Bedürfnis befriedigt, das auf Sylt noch nicht vollständig erfüllt wird.

Diese Sylter Orte sind vom Ferienwohnungsverbot ausgenommen

Für die Gemeinde Sylt bedeutet die gerichtliche Entscheidung einen erheblichen Aufwand. Der Finanzausschuss hat daraufhin drei zusätzliche Stellen genehmigt, um die 122 Bebauungspläne auf Änderungen zu untersuchen und Gebiete neu zu planen, für die es noch keinen Bebauungsplan gibt. Laut Bürgermeister Häckel wird dieser Prozess voraussichtlich bis zu fünf Jahre dauern. Momentan betrifft das Beherbergungskonzept nur den Zentralbereich der Insel Sylt, also nicht Hörnum, Kampen, Wenningstedt-Braderup und List.

„Merret reicht’s“: Sylter Bürgernetzwerk erkennt bahnbrechende Entscheidung.

Die Gemeinde Sylt hat sich in einer einstimmigen Abstimmung dafür entschieden, die touristische Nutzung des Wohnens auf Sylt einzuschränken. Katrin Thies und Susanne Matthiessen, beide Mitglieder des Bürgernetzwerks „Merret reicht’s“, bezeichnen dies als ein historisches und bahnbrechendes Ereignis. Katrin Thies betont, dass es das erste Mal sei, dass sich die Insel Sylt für eine Begrenzung des touristischen Wohnens einsetze. Dadurch könne ein soziales und ökologisches Gleichgewicht wieder hergestellt werden. Susanne Matthiessen fühlt sich, als würde man die Kontrolle zurückgewinnen.

Insel-Bürgermeister treffen sich schon wieder nach acht Tagen

Das Netzwerk hofft, dass auch die anderen Gemeinden der Insel dem Beherbergungskonzept beitreten werden. Bürgermeister Ronald Benck von List hat bereits zugesagt, dass das Konzept auf der nächsten Bauausschusssitzung Ende März diskutiert werden soll. Dies wird auch auf dem nächsten regulären Treffen aller Bürgermeister der Insel behandelt.

Zu wenig langfristige Wohnungen in der Gemeinde Sylt

Das Beherbungskonzept der Gemeinde Sylt beruht auf einer Analyse der Beratungsfirma Cima, die von der Gemeinde in Auftrag gegeben wurde. Laut dem Gutachten ist das Verhältnis von Dauerwohnungen zu Ferienwohnungen auf der Insel stark verschoben. Mit 7.500 Ferienunterkünften stehen 11.000 Dauerwohnungen gegenüber. Der Projektleiter Uwe Mantik betont, dass diese Verschiebung so eindeutig wie in keiner anderen Region ist. Diese Entwicklung gefährdet die Infrastruktur auf der Insel.

Beherbergungskonzepte und Wohnraummangel betreffen nicht nur eine Gemeinde

Die Nutzung von Ferienwohnungen auf Sylt ist ein Thema, das auch in anderen Gemeinden in Schleswig-Holstein aufmerksam verfolgt wird. Denn dieser Trend ist nicht nur auf der Nordseeinsel zu beobachten, sondern auch auf anderen Inseln wie Föhr. Der Bürgermeister von Wyk auf Föhr, Hans-Ulrich Hess (CDU), gibt an, dass man sich auch auf Föhr mit diesem Thema auseinandersetze und Maßnahmen ergreifen werde. Insbesondere in der zweiten Jahreshälfte werde man verstärkt aktiv werden. Auch in St. Peter-Ording auf dem Festland gibt es bereits erste Reaktionen: Geplante Neubaugebiete sollen dort künftig ausschließlich für Einheimische vorgesehen werden.

Grenzen überschritten: Fehmaraner Verwaltung am Ende ihrer Möglichkeiten

Auch an der Ostseeküste Deutschlands ist die Diskussion um die Regulierung von Ferienwohnungen entfacht. Auf Fehmarn sieht man hier eine Grenze erreicht und setzt sich dafür ein, die Vermietung von Ferienwohnungen zu regulieren. Bürgermeister Jörg Weber betont, dass das Problem auf Sylt noch größer sei, dennoch sei es auch auf Fehmarn wichtig, politische und verwaltungstechnische Maßnahmen zu ergreifen. Im November letzten Jahres wurde in Eckernförde bereits ein Beherbergungskonzept beschlossen, das als Vorlage für weitere Initiativen dienen könnte.

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