Lochfassade: Kunstobjekt oder Mittel zum Zweck?

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Der Begriff der Lochfassade ist nahezu selbsterklärend: Es handelt sich dabei um die Gestaltung einer Außenwand, in die Aussparungen für Fenster und Türen integriert sind. Im weiteren Sinne jedoch sind Lochfassaden wahre Kunstobjekte, bei denen teilweise mit modernster Technik, teilweise mit ausgezeichneter Handwerkskunst Dekorationen eingebaut werden. So entstehen ganz individuelle Fassaden, die das Stadtbild prägen.

Allgemeines zu Lochfassaden

Es gibt viele verschiedene Arten der Gestaltung einer Fassade – die Lochfassade ist eine dieser Varianten. Hier sind abgegrenzte Fenster und Öffnungen für Türen regelmäßig wiederkehrend – oder als Stilvariante in unregelmäßigen Abständen. Das Haus selbst ist in Massivbauweise errichtet. Es gibt auch die Möglichkeit, die Fassade im Fertigteilwerk produzieren zu lassen, hierbei handelt es sich dann um ein komplettes Wandbauteil. Die Wand selbst kann in jeder Stärke, die statisch notwendig ist, gefertigt werden.

Die Lochfassade muss eine gewisse Montagesteifigkeit aufweisen und erhält dafür eine Bewehrung. Durch die weiterführende Verbügelung kann ein biegesteifer Deckenanschluss realisiert werden. In die Wand selbst können natürlich sämtliche notwendigen Elektrodosen oder Leerrohre integriert werden.

Massiv und baulich interessant

Wandkonstruktionen in Massivbauweise, die mit Fensteröffnungen versehen sind, werden als Lochfassaden bezeichnet. Die einzelnen Elemente dieser Konstruktionen stellen die „Löcher“ dar. Für Verwaltungsgebäude und Bürogebäude werden die Fenster überwiegend aus thermischen Alu-Profilen gefertigt, teilweise kommen auch thermisch getrennte Profile aus Stahl oder eine Kombination aus Holz und Aluminium zum Einsatz. Teilweise werden auch Holz- oder Kunststoffprofile verwendet. Der baulichen Gestaltung sind hier kaum Grenzen gesetzt, lediglich die Wünsche des Hauseigentümers sowie gegebenenfalls örtliche Vorschriften zur Gestaltung müssen berücksichtigt werden. Die Profile werden nicht im Rohbau-Loch eingepasst, sondern in der Dämmebene davor. Dies ist thermisch gesehen von Vorteil. In Bezug auf die Lasteinleitung, den Schutz vor Feuchtigkeit und Schall sowie der Luftdichtigkeit müssen die Lochfenster aber funktionsgerecht eingebunden werden.

Lochfenster in verschiedenen Ausführungen

Lochfenster sind in verschiedenen Ausführungen erhältlich und können entsprechend eingebaut werden. So gibt es sie zum Drehen, Kippen oder Klappen, auch eine Kombination aus Drehen und Kippen ist denkbar. Die Fenster selbst werden mithilfe eines Motors oder per Hand bedient. Sie verfügen über einen zusammengefügten Blendrahmen, der auf Gehrung eingepasst wird. Für die Ausfachungen werden beispielsweise transparente Materialien verwendet, für die Dichtprofile werden Verbindungen aus Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk eingesetzt. Holzprofile werden nur gesteckt und verleimt.

In der Lochfassade werden die Fenster per Dübelmontage eingebracht, wobei etwaige Toleranzen ausgeglichen werden müssen. Folien werden mechanisch fixiert und geklebt, damit die Anschlüsse der Fenster an den Rohbau wasser- und luftdicht möglich sind. Außerdem werden Wärmedämmstreifen eingesetzt. Eventuell müssen Stahlzargen verwendet werden, wenn besonders hohe Anforderungen an den Schallschutz erfüllt werden müssen.

Pluspunkte der Lochfassade

Die Lochfassade wartet mit einigen Pluspunkten auf:

  • Es werden hohe Baugeschwindigkeiten erreicht.
  • Die Maßgenauigkeit ist sehr hoch.
  • Die Oberflächen sind spachtelfähig.
  • In kurzer Zeit lassen sich große Flächen herstellen.
  • Die Montage ist von der Witterung unabhängig möglich.
  • Die Montage ist schnell durchführbar, weil die industrielle Vorfertigung machbar ist.

Architektur in perforierter Form

Lochfassaden werden nicht nur für den Einbau von Fenstern und Türen genutzt bzw. lassen die Möglichkeit des Einbaus offen, sondern stellen auch Designmerkmale dar. Perforierte Wände sind bereits seit Jahrhunderten ein Stilelement und werden eingesetzt, um den Lichteinfall zu kontrollieren oder als Blickschutz zu dienen. Die Funktion hat sich bis heute nicht geändert, lediglich die Materialien sind andere geworden. Auch können Lochfassaden heute anders hergestellt werden und sind damit deutlich effizienter geworden. Früher wurden die Öffnungen und Löcher per Hand ausgeschnitten oder geschnitzt, heute kommt modernste CNC-Technik zum Einsatz. Mit ihrer Hilfe werden die gewünschten Öffnungen herausgefräst, wobei verschiedene Materialien bearbeitet werden können.

Häufig verwendet werden perforierte Läden und Blenden. Diese erfüllen natürlich eine Funktion, sind darüber hinaus aber auch dafür verantwortlich, dass eine Fassade einen ganz individuellen Charakter erhält. Gerade im mediterranen Raum werden Fensterläden oft in bunten Farben gestrichen und tragen so zu einem einzigartigen Stadtbild bei. Gleichzeitig wird das Innere des Gebäudes vor zu greller Sonneneinstrahlung geschützt. Solche Läden dienen aber auch der Sicherheit und dem Schutz der Bewohner, stellen Sie doch eine zusätzliche Sicherung der Fenster dar.

In einigen Länden Nordafrikas, Asiens oder im Mittleren Osten werden die Läden und Blenden mit Ornamenten versehen und in traditioneller Technik gefertigt. Sie sind damit Zeugnis der Handwerkskunst. Je nachdem, wie komplex die Schnitzkunst ausfällt, wird der Wohlstand des Hauseigentümers zur Schau gestellt.

Planung der Öffnungen nötig

Die Lochfassade kann nicht einfach frei gestaltet werden. Sie muss bestimmten Aspekten genügen. So müssen zum einen statische Kriterien eingehalten werden, die für die Bauabnahme und Sicherheit des Gebäudes von Bedeutung sind. Zum anderen geht es um eine gute Planung der Öffnungen: Tageslicht soll in angemessener Weise ins Gebäude gelangen können, zu starke UV-Strahlung soll jedoch ausgesperrt werden. Die Region, in der das Gebäude errichtet wird, spielt hier eine maßgebliche Rolle. Doch andererseits werden ganze Glasfassaden in Gegenden mit einer hohen Sonnenintensität errichtet – hier wird dem Sonnenschutz besondere Bedeutung beigemessen. Perforierte Stahlblenden sind eine Möglichkeit, die Sonne wie gewünscht auszugrenzen. Gleichzeitig schützt eine solche Maßnahme vor Regen und Lichteinfall, der wunderbare Ausblick – und Anblick der Fassade – bleibt jedoch erhalten.

Abgrenzung zur Bandfassade

Die Lochfassade kann gegen die Bandfassade abgegrenzt werden. Bei der Bandfassade sind die Öffnungen horizontal umlaufend und in gleichmäßigen Abständen nebeneinander angeordnet. Dies bringt den Vorteil des höheren Lichteinfalls in das Gebäude mit sich. Dafür sind Bandfassaden aber weniger flexibel und individuell. Wer sich beim Bau seines Einfamilienhauses genau an einer bestimmten Stelle ein Fester oder eine Tür für den Balkon wünscht, muss auf eine Lochfassade setzen. Hier sind die Öffnungen individuell plan- und ausführbar. Hier ist es auch möglich, größere Abstände zwischen den Fenstern zu lassen oder diese versetzt anzuordnen, wenn die erste und die zweite Etage (oder mehrere Etagen) miteinander verglichen werden. Wichtig ist hier auch die Stadtplanung: Sind bestimmte Vorgaben für die Gebäude in einer Straße vorhanden, so können auch Fenster und Türen oftmals nicht individuell gestaltet werden, weil sie das Gesamtbild der Straße stören würden. An dieser Stelle kommt der Profi ins Spiel: Der erfahrene Architekt informiert sich bereits in der Planungsphase darüber, ob gegebenenfalls Vorgaben einzuhalten sind oder ob das freie Bauen mit einer Lochfassade möglich ist.


Bildnachweis: © morguefile.com – mantasmagorical

Über den Autor

Hans-Jürgen Schwarzer (Link Google+) leitet die Online-Agentur schwarzer.de software + internet gmbh. Als Unternehmer und Verleger in Personalunion wie auch als leidenschaftlicher Blogger gehört er zu den Hauptautoren von startup-report.de. Innerhalb seiner breiten Palette an Themen liegen dem Mainzer Lokalpatriot dabei vermeintlich „schräge“ Ideen oder technische Novitäten besonders am Herzen.

Keine Kommentare

  1. Ich finde es ja spannend, dass es eine Lochfassade gibt. Genau genommen haben wir auch eine, die allerdings unfreiwillig ist. Daher werden wir nun einen Industriekletterer rufen.

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